Im Jahre 1895 verlegte der Zimmermeister und Bauunternehmer Wilhelm Schnakenbeck seinen Berieb von der Paulinenstraße 5 an die Lagesche Straße 15. Dort hatte er ein Wohnhaus mit Dampfsäge- und Hobelwerk erbaut. Hergestellt wurden Türen, Fenster und Treppen, Profilleisten, Stabfußböden etc..
Nach dem Tod von Wilhelm Schnakenbeck kaufte die Kondor-Flugzeugwerke GmbH im Juni 1918 das Grundstück der Lageschen Straße 31. Zudem wurde eine Werkhalle gebaut, in der man mit der Herstellung von Propellern aus Holz und Tragflächen aus Sperrholz, Spalierplatten, Draht und Leinwand begann.
Auf Grund des Versailler Vertrages (1919) war Deutschland der Bau von Flugzeugen untersagt. Damit war für Lemgo das Kapital Flugzeugbau beendet. Das Sägewerk jedoch durfte weiterarbeiten, so dass hauptsächlich Fenster, Türen, Treppen etc. angefertigt wurden. Dazu kamen Innenausbauten, Dach- und Fachwerkkonstruktionen sowie die Lieferung von Bau- und Tischlerholz, Fußböden, Spalierlatten etc.
Lippische Kondowerke AG, ca. 1925 |
Zugmaschine des Kondor-Werks im Jahre 1926 |
Der Krieg bedeutete auch für Kondor eine tiefe Zäsur. Die Produktion von Tischen wurde fast völlig eingestellt. Stattdessen mussten Munitionskisten u.a. kriegswichtige Artikel hergestellt werden.
Erst im Juli 1945 wurden neben Tischen, Wohnschränken und Polstermöbeln auch Kleinmöbel gefertigt. Hinzu kam die Produktion von Musiktruhen, Radio- und Fernsehschränke für die Firmen Siemens und Nordmende. Im Jahre 1952 wurde ein neues dreistöckiges Produktionsgebäude an der Bahn unmittelbar westlich von Schlingmann errichtet. Nachdem die Produktion von Tonmöbeln eingestellt wurde begann man nicht nur Schreibtische, sondern auch Stühle, Schränke und Schreibmaschinentische zu fertigen. Somit zählte Kondor zu den zehn größten Tischspezialisten der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und Niederlande.
1969 wurde ein vierstöckiges Betriebsgebäude an der Lageschen Straße unmittelbar westlich von Schlingmann errichtet. Doch ca. zehn Jahn später, Anfang der achtziger Jahre, gab es wegen des starken angestiegenen Ölpreises erstmals einen Umsatzrückgang. Auch gegen die in den Billiglohnländern produzierende Konkurrenz war nicht mehr anzukommen. Dies bedeutete, dass am 6.10.1992 nach Auswechslungen der Geschäftsleitung und Grundstücks- und Immobilienverkäufe Konkurs angemeldet werden musste. Damit war die wechselvolle Kondor-Geschichte beendet.
Das südlich der Lageschen Straße gelegene ehmalige Betriebsgelände befindet sich nun im Eigentum der Grundstücksgesellschaft Lagesche Straße 15 mbH & Co. KG.